-- Leo's gemini proxy

-- Connecting to taz.de:1965...

-- Connected

-- Sending request

-- Meta line: 20 text/gemini;lang=de

taz.de -- DFB-Kader für Europameisterschaft: Zartes deutsches Gebilde


> Trainer Julian Nagelsmann gibt den Kader für die Fußball-EM im eigenen Land bekannt. Überraschend ist nach der PR-Kampagne nur eine Entscheidung.


Bild: Geballte Überzeugung: Nagelsmann glaubt an seine Spieler


Eine wirkliche Überraschung hatte Julian Nagelsmann am Donnerstag nicht mehr zu verkünden. Der größte Aufreger bei der engültigen Bekanntgabe des deutschen Kaders für die kommende Heim-EM war wohl die Nachricht, dass vier Torhüter dabei sein werden. Neben Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen werden auch Alexander Nübel sowie Oliver Baumann nach den Bällen hechten. Nagelsmann begründete dies mit der so möglichen besseren Belastungssteuerung im Training.


[1][Häppchenweise war in den vergangenen Tagen] ein Großteil der Nominierten im Auftrag des DFB über Influencer aus dem Altenheim, Bäcker, Rapper, Quizmaster oder andere Kanäle verkündet worden. „Eine geniale Idee“, lobte Nagelsmann die PR-Abteilung des Verbandes, die zur schrittweisen Identifizierung mit dem Team beitrug, wie er befand.


Wie zu erwarten, ersparte ihm das aber nicht die Fragen nach zwei Spielern, die in der weiteren Vergangenheit Größen im Nationalteam waren und sich in der jüngsten Vergangenheit zudem in prächtiger Form präsentierten. Innenverteidiger Mats Hummels reüssierte mit Borussia Dortmund insbesondere in der Champions League, Leon Goretzka investierte in den letzten Wochen unermüdlich viel in das Spiel des FC Bayern.


Schwere, aber „keine bösen Gespräche“ seien das mit den beiden und anderen Nichtberücksichtigten gewesen, erklärte Nagelsmann. Wobei seine genaueste Zeitangabe vom längsten Absagetelefonat (22:30 Minuten) schon als ein Hinweis auf den quälenden Charakter des Austauschs gedeutet werden kann. Gut möglich, dass hiermit die Unterhaltung mit Leon Goretzka, [2][seinem ehemaligen Spieler beim FC Bayern], gemeint war, das Nagelsmann als „emotional“ bezeichnete. Stattdessen bekam dessen Vereinskollege, der unerfahrene Aleksandar Pavlovic, den Vorzug.


Erweckungserlebnis im März


Was ihn zur Absage bewog, wollte Nagelsmann nicht in der Öffentlichkeit breittreten. Der 36-Jährige erklärte lieber, was den Kreis seiner Auserwählten auszeichnete. Sie waren fast ohne Ausnahme bei den letzten Länderspielen im März dabei, die für Nagelsmann so etwas [3][wie ein Erweckungserlebnis] waren. Er nominierte damals für die Spiele gegen Frankreich und die Niederlande sechs formstarke Neulinge und wirbelte die Teamordnung nach enttäschenden Auftritten vergangenen Herbst mächtig durcheinander. Besonders goutiert wurde charakterlich einwandfreies Verhalten. Nagelsmann erzählte, man habe damals auch die Köche und Physiotherapeuten um Feedback gebeten. Die Begeisterung war anscheinend rundum groß. Es sei „die beste DFB-Maßnahme“ der vergangenen Jahre gewesen, erklärte Nagelsmann. So lobte er auch am Donnerstag erst im zweiten Anlauf die fußballerischen Qualitäten des 34-jährigen Thomas Müller, im ersten hob er seine Qualitäten als „Connector“ hervor: „Er kann mit den Rappern und mit denen, die jodeln.“


Die Herausforderungen für die Nominierung beschrieb Julian Nagelsmann als komplex. Es ginge nicht darum, die besten 26 Fußballer zu wählen, sondern diejenigen, die von ihren Charakterzügen am besten zusammenpassen. Weil er nun ein 27-köpfiges Aufgebot hat, muss er vor der EM noch einen nach Hause schicken.


Nagelsmann hat bereits im März bekannt, ein Freund von klaren Rollenverteilungen zu sein. Gerade von den Spielern auf der Ersatzbank erwartet er absolute Loyalität. Eine weitere Begründung für seine Auslese ließ aufhorchen. Er sprach fast schon poetisch von einem „zart wachsenden Gebilde“. Wenn er neue Elemente hinzunehmen würde, könnte das „Haus wieder einstürzen“. Man könnte auch sagen: Die Hoffnungen der Fußballfans in diesem Lande, die es mit dem DFB-Team halten, beruhen bislang auf der Basis eines zehntägigen Ausnahmetrips.


Julian Nagelsmann schürte dennoch Hoffnung: „Wenn wir teilnehmen, sollten wir auch gewinnen können.“ Er erzählte von seinem guten Bauchgefühl. Und wenn es mit dem ganz großen Ziel nicht klappen sollte, könnte er auch mit der K.-o.-Phase und einem begeisternden und mitreißenden Fußball seines Teams gut leben. „Ich verstehe den Fußball schon als Unterhaltungsbranche“, sagte Nagelsmann dazu. Das Bohei der Nominierung war auch in dieser Richtung der erste Schritt.


16 May 2024


LINKS


[1] /Nominierung-des-EM-Kaders/!6007642

[2] /Trainerwechsel-bei-Bayern-Muenchen/!5921315

[3] /Nationalelf-vor-der-EM/!5997955


AUTOREN


Johannes Kopp


TAGS


Deutsche Fußball-Nationalmannschaft

Julian Nagelsmann

Fußball-EM 2024

Europameisterschaft

Schwerpunkt Fußball-EM 2024

Fußball-EM 2024


ARTIKEL ZUM THEMA


Nominierung des EM-Kaders: Die Salamitaktik


Der DFB landet den nächsten Kommunikations-Coup: Nicht der Bundestrainer gibt den EM-Kader bekannt, sondern Altenpfleger, Dachdeckerinnen und Bäcker.


Nationalelf vor der EM: Eine neue Gemeinschaft


Beim 2:1 gegen die Niederlande präsentiert sich die DFB-Auswahl als EM-taugliches Team. Für aussortierte Spieler wird die Teilnahme unwahrscheinlich.


Euphorisierender Auftritt des DFB-Teams: Spaß, Leichtigkeit und Lebensfreude


Huch! Die DFB-Auswahl gewinnt in Frankreich 2:0. Mit dieser Demonstration spielerischen Vermögens wird das Team zum EM-Favoriten.

-- Response ended

-- Page fetched on Mon Jun 3 02:31:52 2024